FÖJ – meine Arbeit im Bischofswerdaer Tier-und Kulturpark

Wie kommt man auf ein freiwilliges ökologisches Jahr?

Mein Name ist Christina Helle. Ich bin 18 Jahre alt und seit dem 01. September 2016 freiwillig ökologisch Arbeitende im Tier- und Kulturpark im schönen Bischofswerda. 2016 war für mich ein ziemlich chaotisches Jahr. Ich ging auf ein Gymnasium, arbeitete jeden Tag meinen Stundenplan ab, übte fleißig Physik und Mathe, schrieb Aufsätze in Deutsch, Russisch und Englisch – so sah mein Leben damals aus. Hektisch: immer von einer Bahn in die nächste springen, nie länger als bis 04:30 Uhr schlafen und nie eher nach Hause kommen als 18 Uhr. Das Abi ist nicht für jeden ein Zuckerschlecken und ich arbeitete damals wirklich hart, um mein Ziel zu erreichen, ein gutes Abi in der Tasche zu haben, zu studieren und Lehrerin zu werden. Ich wusste nie wirklich, was ich beruflich machen sollte. Mir war nur eins klar: Ich wollte mit Menschen zusammen arbeiten und schreiben bis meine Finger bluten – deshalb also Lehrerin? Ja, weil mir nie bewusst war, wie viele Chancen man als junger Mensch hat. Egal ob mit oder ohne Abi, Hauptschul- oder Realschulabschluss – was ich nicht alles für verschiedene Menschen in meinem FÖJ kennenlernte – jeder war willkommen. Zurück zu meinem langweiligen Alltag: 2015 kam dann die Diagnose vom Arzt: Burn out. Ich hätte am liebsten alles hingeschmissen, aber warum fallen wir denn? – Nur damit wir lernen wieder aufzustehen! Aber trotzdem…was nun? Das Jahr wiederholen? Ein Jahr lang Abi für die Katz? Ich entschied mich dagegen. Ich wollte nicht länger mit derselben Bahn um fünf Uhr morgens fahren und abends erledigt zurückkommen. Ich wollte nicht länger den ganzen Tag in einem Gebäude festgehalten werden und nur durch meine schulischen Leistungen bewertet werden. Ich hatte es einfach satt. Doch konnte ich natürlich nicht so einfach die Schule verlassen, ohne einen richtigen Plan zu haben, wie es danach weiter geht. Ausbildung? Ich hatte keine Ahnung was ich tun wollte. Ich wollte keine Altenpflegerin werden oder Ergotherapeutin, Verkäuferin oder gar Friseurin – alles wirklich anspruchsvolle und wichtige Jobs, keine Frage!! Meins war es trotzdem nicht. Ich suchte weiter, fand FSJ‘ und „Bufdis“ aber auch das sagte mir nicht zu. Ich wollte draußen sein… Tiere pflegen, Gehege bauen, Artikel schreiben – ich wollte ein FÖJ. Als ich auf das FÖJ kam, blickte mich eine Seite von vielen Google-Such-Ergebnissen direkt an: Valtenbergwichtel. Valtenbergwichtel… das war ein komischer Name, aber es reizte mich, diese Website anzuklicken und aufzurufen.

FÖJ gefunden… und was jetzt?

Vorfreudig und mit juckenden Fingern machte ich mich daran, eine Bewerbung zu schreiben. Auf der Homepage stand alles da, schwarz auf weiß. Alles was ich je wollte: mit Mensch und Tier zu arbeiten und etwas Gutes für Mensch und Natur zu unternehmen, wurde mir durch die Zusage für ein freiwilliges ökologischen Jahr ermöglicht. Adressiert war meine Bewerbung selbstverständlich an die Valtenbergwichtel in 01904 Neukirch / Lausitz, Forstweg 5. Nach kurzer Zeit hatte ich dann auch schon den Wichtelchef höchstpersönlich an der Strippe. Herzrasen. Ein Vorstellungsgespräch per Telefonat? – das war schon immer mein schlimmster Albtraum gewesen. Alles easy – Herr Moritz nahm mir gleich die Angst, als er mit seiner fröhlichen Art durch den Hörer „quatschte“ und über das schöne Wetter und schließlich auch meine Bewerbung redete. Natürlich steckte mehr dahinter als nur der übliche Smalltalk und als ich auflegte, hatte ich dann auch schon meine Einsatzstelle im Bischofswerdaer Tier- und Kulturpark so gut wie sicher. Jetzt galt es nur noch, Tierparkleiterin Silvia Berger von meinem Engagement zu überzeugen – was habe ich geschwitzt; so sehr wollte ich dieses FöJ mit den süßen kleinen Äffchen und lautstarken Papageien. Auch hier wieder: ruhig Blut.  Alles lässt sich klären, wozu haben wir schließlich unseren Mund? Nach einigen Wochen war es entschieden: FÖJ im Tier- und Kulturpark sicher.

FÖJ sicher… und dann?

Am 01. September 2016 ging es dann endlich los. Ich machte mich also an besagtem Tag auf nach Neukirch, um in der Wichtelpension all die anderen FÖJler kennenzulernen. Gott, was waren das alles für verschiedene Menschen mit verschiedenen Geschichten und Gründen ein FÖJ zu starten. Nach einer ziemlich interessanten Vorstellungsrunde ging es an wichtige Grunddaten für das FÖJ, damit alles soweit reibungslos verläuft. An besagtem Tag erfuhr ich übrigens auch, dass ich in meiner Einsatzstelle auch noch eine zweite FÖJlerin „on board“ hatte. Eines kann ich verraten: Zu zweit ist es niemals langweilig und ich bin froh, meine Kollegin Michelle  kennengelernt zu haben.

Arbeiten im Tier- und Kulturpark Bischofswerda

Zuerst bestand meine Aufgabe im Tierpark „nur“ darin, meine volle Aufmerksamkeit den kleinen Totenkopfäffchen zu widmen. Über zwei Monate hinweg mistete ich ihr Gehege, säuberte es, bereitete das Futter für meine kleinen Lieblinge zu und gestaltete mal hier mal da etwas im Gehege um. Kein Tag war langweilig mit den kleinen munteren Tierchen. Danach wurde mir eine neue Aufgabe übertragen: Büro- und Schreibarbeiten. Presseartikel, Einladungen für Events und sogar wichtige Schreibarbeiten im Auftrag von Frau Berger und Erhaltungsschutzverbänden. Ich hätte mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen können, dass ich zusammen mit meiner Kollegin etwas wirklich Großes auf die Beine stellen würde, was sogar die nächsten FÖJler fortführen würden. Nach einem Alpaka-Grundlagenkurs auf dem Alpakahof Czorneboh bekam meine Kollegin Michelle die Idee einer Alpakawanderung. Schnell erarbeitete sie ein Konzept und wenige Wochen später war die neue Attraktion im Schiebocker Tierpark geboren: Trekking Touren mit Alpakas.

Fast zur selben Zeit überlegte ich mir eine schöne Aktion für die Familien bei uns im Tierpark und nach vielen harten Stunden Arbeit war die Schatzsuche geboren, die der Nasenbär „Allesmeins“ im Tierpark noch zusätzlich auffrischte. Mein FÖJ ist also definitiv mehr als „nur“ Tiere pflegen, füttern und kraulen.

Heute.

Mein freiwilliges ökologisches Jahr ist zur Hälfte rum. Mittlerweile arbeite ich in der neu gebauten Fasanerie – einem großen Gehege für Papageienvögel – an deren Umsetzung ich auch teilhaben durfte. Ich habe wahnsinnig viel dazu gelernt, konnte aus Schwächen Stärken machen und diese gleich noch mehr ausbauen. Das harmonische Arbeitsklima macht den Tierpark zu einem sehr angenehmen Arbeitsplatz und ich habe nicht nur in meiner Seminargruppe Freunde gefunden sondern auch im Tierpark selbst. Dank der Freiheiten, die man in einem FÖJ besitzt, habe ich viele Unternehmen – neben meiner Arbeitszeit – kennenlernen dürfen, die für mich als zukünftige Arbeitgeber in Frage kommen könnten.

Ein FÖJ ist im Großen und Ganzen die Chance, nicht nur etwas zurückzugeben, sondern auch sich selber neu zu entdecken und seine eigene Zukunft neu zu schreiben.

Text: Christina Helle

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