Unser 3. FÖJ Seminar ist Geschichte!

Seminarwoche der IAJ in Dresden vom 29.01. bis 02.02.2018

Theme: Wasser, Wälder und urbane Nachhaltigkeit


In Dresden, fast mitten in der Stadt und direkt auf der Elbe auf einem ruhigen, stilvollen Schiff der CVJM verbrachten wir – die diesjährigen FÖJ’ler des Institut für Ausbildung Jugendlicher – unser bereits drittes Seminar.

Die Woche begann mit einem Einstieg, der durch eine lockere Ansprache vom Vorbereitungsteam und der Präsentation des Wochenplans sehr entspannt war und uns alle erst einmal in Dresden ankommen ließ. Während uns zuerst das Schiff vorgestellt wurde, erfuhren wir später Neuigkeiten aus den Einsatzstellen der jeweiligen Teilnehmer des FÖJ 2017/18 und unterhielten uns über Veränderungen, die in den letzten Wochen stattgefunden hatten.
Nach dem ersten leckeren Mittag, gab man uns gruppenweise Aufgaben, die Stadt zu erkunden und dabei bereits Besorgungen wie zum Beispiel das kaufen von Gruppenfahrkarten für die nächsten Tage zu erledigen. Anschließend werteten wir unsere ersten Eindrücke gemeinsam aus und ließen den Tag vorerst mit der altbekannten Talking-Stick-Runde Revue passieren. Nach dem Abendbrot versammelten wir uns noch einmal, um einen weiteren Einstieg in das Thema der Woche „Wasser, Wald und Ressourcen“ zu finden. Dazu sahen wir uns den Animefilm „Prinzessin Mononoke“ an, der uns anregen sollte, über unsere Lebensweise mit Wald und Natur nachzudenken.

Der Dienstag wurde dann unter das Thema „Wasser“ gestellt, wozu am Vormittag eine Exkursion in die Kläranlage Dresden Kaditz oder in das Wasserwerk Coschütz stattfand. Zuvor wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Während sich also die eine Gruppe über die Trinkwasseraufbereitung genauer informierte, bekam die andere Gruppe einen Einblick in die aufwendige aber sehr moderne Säuberung des Abwassers von Dresden.
Leider etwas in Verzug geraten, konnten wir unsere gesammelten Eindrücke nicht vor dem Mittag auswerten, sodass es im Anschluss gleich mit den Botschaftern der „arche nova“ weiterging und man uns die Projekte der Organisation vorstellte. Später erarbeiteten wir uns ein Rollenspiel zum Thema „Wasser“, bei dem angeregt diskutiert wurde. Dabei ging es um eine Gerichtsverhandlung aus drei (vier) verschiedenen Perspektiven, bei der zum Schluss ein Urteil gefällt wurde, das keine der drei Parteien gänzlich zufrieden stellte.
Vor dem Abendbrot wurden dann mit Hilfe von Tobias fleißig Wasserfilter gebaut, die aus sieben verschiedenen „Schichten“ bestanden und das Elbewasser klar filtern sollten. Der restliche Abend wurde als Sportabend verbucht und somit stand zur freien Auswahl, wer entweder Klettern (Bouldern), Schwimmen oder Eislaufen gehen wollte.

Am Mittwoch begaben wir uns vormittags auf eine Exkursion mit einem Förster in die Dresdner Heide. Dabei wurden uns nicht nur sehr viele Information über den Wald im Allgemeinen oder die Bewirtschaftung der Dresdner Heide zuteil, sondern auch umfangreich geschichtliches Wissen über beispielsweise die „Aufteilung“ des Waldes in verschiedene Zonen. Nachdem wir wieder auf dem Schiff angekommen waren, hörten wir einen interessanten Vortrag, teilweise in Form eines Films, zum Thema Wald und einen zweiten Vortrag mit dem Titel „Wälder für Menschen – Menschen für Wälder“, der uns besonders die Verbundenheit und Abhängigkeit des Menschen mit und vom Wald aufzeigen sollte.
Um später dann den Einstieg für das letzte Thema der Woche zu sichern, lud das Vorbereitungsteam die sogenannten „Foodsaver“ ein, um uns von ihrem ehrenamtlichen Engagement zu erzählen. Als „Foodsaver“ setzt man sich dafür ein, abgelaufene Lebensmittel vor der Abfalltonne zu bewahren, wenn sie noch brauchbar/essbar sind, aber wegen des Mindesthaltbarkeitsdatums von bspw. Supermärkten weggeschmissen werden müssen. Viele von uns hatten zuvor noch nichts von diesen Menschen gehört, waren aber von der Idee sehr angetan, wie sich in unserer anschließenden Talking-Stick-Runde herausstellte.

„Urbane Nachhaltigkeit“ war das Thema des letzten kompletten Seminartages der Woche – eine Stadtrallye war angesagt. Dabei waren die Ziele und die Aufgaben für jede Gruppe unterschiedlich. So wurden wir in 5 Teams aufgeteilt, wobei jedes Team einen anderen Stadtteil mit anderen Aufgaben zu erkunden hatte. Die verschiedenen Stadtteile Pillnitz, Neustadt, Altstadt,Friedrichstadt und Loschwitz beschäftigten uns den

ganzen Vormittag bis 16 Uhr, wobei natürlich nach Erledigung der Aufgaben auch etwas Freizeit für den ein oder anderen zur Verfügung stand.
Um dann das Ergebnis der Stadtrallye auszuwerten, versammelten wir uns nach der Kaffeepause und erklärten, erzählten und zeigten uns gegenseitig, was wir erlebt hatten.
Der letzte Abend wurde abgerundet durch eine Talking-Stick-Runde und anschließend einen Spieleabend, bei dem man verschiedene Spiele austestete und in der Gruppe spielte.

Der letzte Tag brach an – Aufräumen, Packen, Zimmer herrichten war angesagt. Nachdem alle den Anfang gemeistert hatten, wurde die Woche ausgewertet und das Vorbereitungsteam bekam eine Einschätzung ihrer Woche. Ebenfalls wurden Tipps für das nächste Team angebracht, sodass das letzte von uns FÖJ‘lern geplante Seminar wohl die meiste Erfahrung in Sachen Planung mitbringen wird.
Schlussendlich entschieden wir uns noch für den Einsatzort unseres Landesaktionstages, bei dem wir nun eine Hecke für Insekten und andere Wiesenbewohner pflanzen werden.
Damit traten wir unsere Heimreise an und verabschiedeten uns (bis April) voneinander.

Und wenn ihr jetzt auch Lust bekommen habt, euch in einer tollen Gruppe über Themen der Nachhaltigkeit auszutauschen und mal wieder Klassenfahrt-Feeling erleben wollt, dann schaut mal hier vorbei, das IAJ sucht auch für das kommende FÖJ Jahr wieder viele motivierte junge Menschen.

Text: Anna Opitz

Der Natur auf der Spur

Seminar der Grünen Liga vom 19.02.-23.02.2018

Hallo an alle Mit-FÖJler dort draußen!

Ich bin Madeline Singer und bin in diesem Jahr FÖJler bei der GRÜNEN LIGA Sachsen – FÖJ e.V. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen Lia und Manuela arbeite ich auf dem Landgut Kemper und Schlomski nahe Dresden. In diesem kurzen Text möchte ich von unserem dritten Seminar berichten.  Dieses Mal trafen wir uns im wunderschönen Dresden. Aber nicht irgendwo in Dresden, sondern auf dem CVJM Jugendschiff; einem ehemaligen Ausflugsschiff, welches nun als eine Art Jugendherberge dient. Nach unserer Ankunft am Montagmorgen wurden wir natürlich wie

Malerische Abende auf dem CVJM Jugendschiff.

immer mit den Regeln des Hauses vertraut gemacht und durch unsere Betreuer Anni und Nic begrüßt. Ein kurzer, thematisch passender Film stimmte uns schon einmal auf die kommende Woche ein. Das Seminar stand unter dem großen Thema „Stadtökologie“. Wie immer gab es wieder kleine Untergruppen mit den Themen „Natur und Tierwelt in der Stadt“, „Stadtplanung und Mobilität“ und „Konsum“. Während Manuela und ich die Tier- und Pflanzenwelt Dresdens genauer unter die Lupe nahmen, entschied sich Lia dafür, die Stadt und ihren Aufbau näher zu untersuchen. Nach dem Mittagessen starteten die einzelnen Gruppen in ihre Arbeit. Für uns stand als erstes die Diskussion um eine Brücke an. Wahrscheinlich die berühmteste Brücke Dresdens: die Waldschlösschenbrücke. Wir haben darüber diskutiert, welche Vor- und Nachteile sie bringt und welche Auswirkungen ihr Bau auf Natur und Tiere hat. Danach machten wir einen kurzen Ausflug zu eben besagter Brücke, um uns ihr Ausmaß besser vorstellen zu können. Außerdem besuchten wir ebenfalls an diesem Nachmittag die Kinder- und Jugendfarm „Spielwiese“ (ebenfalls eine Einsatzstelle der Grünen Liga) um dort beim Stapeln der Heuballen zu helfen. Nachdem wir dies erfolgreich beendet hatten, halfen wir noch beim Füttern der vielen Tiere.

Der Dienstag begann genauso produktiv, wie der Montag endete. Zu Fuß begaben wir uns in die Neustadt, um mit den Dresdnern über ihre Stadt zu sprechen. Dresden ist eine der grünsten Städte Deutschlands und die Einheimischen hier wissen dies sehr zu schätzen. Am Nachmittag startete unser zweiter Arbeitseinsatz. Es ging ans Kopfweiden beschneiden. Etwas am Rande von Dresden trafen wir uns mit Hans Jakob Christ vom Naturschutzbund, der uns allerlei Wichtiges über die Pflege und die Bedeutung der Kopfweiden näherbrachte. Und eh Manuela und ich uns versahen, schnitten wir mit Astschere und Handsäge Kopfweiden frei.  Lia hingegen besuchte das Panometer in Dresden, wo derzeit eine eindrucksvolle „Ausstellung“ über die Zerstörung Dresdens während des 2. Weltkriegs zu sehen war. Am Nachmittag hatte ihre Gruppe dann die Möglichkeit, mit einer Zeitzeugin über diese Zerstörung zu reden.

Giraffenherr Diko sagt Hallo.

Am Mittwoch wurde es nicht weniger aktiv. Vormittags besuchten wir das sogenannte Jugend-Öko-Haus am Großen Garten (auch eine FÖJ- Einsatzstelle) Es folgte eine super spannende Exkursion durch den Großen Garten und wir entdeckten dabei viel verschiedene Tiere und Pflanzen, die die Stadt ihr Zuhause nennen. Abermals hatten wir fachkundige  Anleitung von einem sehr netten Herren, dessen Namen ich mit nicht merken konnte. Am Nachmittag besuchten wir dann den Dresdner Zoo (auch eine FÖJ Einsatzstelle der Grünen Liga) und erhielten eine sehr schöne und lehrreiche Führung von einem der Biologen des Zoos. So konnten wir auch einmal eine Blick hinter die Kulissen werfen und sehen, wo die Zebras ihre Stallungen haben oder wie das Futter für die Tiere vorbereitet wird. Highlight war natürlich der Besuch des Giraffenhauses. Dank unserer exklusiven Führung konnten wir dorthin, wo normalerweise nur die die Tierpfleger Zutritt haben. Die Giraffen können dort nämlich ihren Hals durch eine Art Fenster stecken, damit Tierarzt und Co. sie untersuchen können. Aber Diko, der Herr im Giraffenhaus, nutzte die Möglichkeit, um sich unsere Gruppe aus der Nähe anzuschauen. Und plötzlich war der Kopf dieser fünf Meter großen Giraffe nur noch zwanzig Zentimeter von unseren Köpfen entfernt. Sehr beeindruckend. Nicht weniger beeindruckend fand Lia den Besuch der Dresdner Verkehrsbetriebe, wie sie uns am Abend erzählte. In der Zentrale der DVB hat ihre Gruppe ebenfalls eine interessante Führung bekommen und dabei so einiges über die Funktion und Koordination der unzähligen Busse und Straßenbahnen in Dresden gelernt.

Urban-Gardening in Dresden

Der Donnerstag begann wieder mit einer kleinen Wanderung. Frisch auf machten wir uns auf dem Weg zum „Hechtgrün“, einem der über zwanzig sogenannten „Urban Gardening“ Projekte in Dresden.  „Urban Gardening“ ist, wie ich finde, eine ziemlich coole Sache. Dort treffen sich alle möglichen Leute, die Lust auf Grün haben, in einem Gemeinschaftsgarten mitten in der Stadt und bauen gemeinsam alle möglichen Dinge an. Im Vordergrund steht nicht so sehr der Anbau von Gemüse und Co., sondern das Miteinander und der Austausch von Erfahrungen.  Dennoch wird die Stadt dadurch ein klein wenig grüner. Am Nachmittag beschäftigten wir uns mit dem „Müllproblem“ der Großstädte und diskutierten hitzig über mögliche Lösungen und deren Umsetzung.

Das Gruppenfoto… und schon ist die Woche rum.

Und eh man sich versah, war die Woche auch schon am Ende angelangt.  Freitagvormittag fand wie immer eine ausführliche Auswertung der Woche statt und im Anschluss informierten uns unsere FÖJ-Sprecher über allerlei Organisatorisches, wie zum Beispiel den bald anstehenden Landesaktionstag. Und nach dem traditionellen Gruppenfoto wurden wir ins Wochenende entlassen.

Eure FÖJlerin Madeline

Und wenn ihr jetzt auch Lust bekommen habt, euch in einer tollen Gruppe über Themen der Nachhaltigkeit auszutauschen und mal wieder Klassenfahrt-Feeling erleben wollt, dann schaut mal hier vorbei, die Grüne Liga sucht auch für das kommende FÖJ Jahr wieder viele motivierte junge Menschen.

Text: Madeline Singer     Fotos: Madeline Singer, Teamer der Grünen Liga

3. Seminar der SUA URANIA e.V.

29.01.2018 – 02.02.2018 in der Evangelischen Jugendbildungsstätte Dresden

Thema: Konsum, Alltag und Produktion

Montag:

Eine neue Seminarwoche hat begonnen, für mich das erste Seminar, da ich erst Ende Januar mit meinem FÖJ begonnen hatte. Ich war gespannt, was mich erwartet, was in der Woche alles passieren wird und wie die anderen Leute drauf sind. 10 Uhr haben wir uns bei der Ev. Jugendbildungsstätte Dresden am Weißen Hirsch getroffen. Anders als bei den vorherigen Seminaren, erfolgte diesmal die Anreise selbständig. Die meisten

konnten den Seminarort schnell finden, teilweise gab es Probleme, die Adresse zu finden und manch anderer reiste zunächst zu einem anderen Seminarort in Dresden. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde fand sofort die Seminarplanvorstellung und Zimmeraufteilung statt. Nach dem Mittagessen befassten wir uns mit verschiedenen Werbespots, die aufgrund der Kreativität und Kuriosität bei mir durchaus mehr Fragen als Antworten lieferten. Im Anschluss gab es eine Gruppenaufgabe, bei der wir selbst einen Werbespot vorstellen sollten, für ein quasi unnötiges Produkt. Neben alkoholfreiem Wodka, Mehrzweckwasser und schreienden Teebeutelngab es weitere Produkte, die allesamt amüsant präsentiert wurden. Später am Abend haben wir uns in kleineren Gruppen zu unseren verschiedenen Einsatzstellen ausgetauscht und anschließend in der „Stick-Runde“ die Erlebnisse des Tages zusammengefasst und reflektiert. In unserer Unterkunft konnte man die abendliche Freizeit vielseitig gestalten, wie zum Beispiel mit Tischkicker, Billard oder auch Tischtennis. Aufgrund der vielen positiven Eindrücke und den netten Menschen, die ich am ersten Tag kennenlernen durfte, war ich am Abend jedoch sehr müde und habe es nur noch ins Bett geschafft.

Dienstag:

Am ersten gemeinsamen Morgen der Seminarwoche haben wir uns zunächst beim Frühstuck gestärkt und anschließend das WUP genutzt, um mehr oder weniger fit für den Tag zu sein. Zu Beginn des Tagesprogramms sollte zunächst jeder für sich anhand von Bildern entscheiden, welche Dinge man für das Leben braucht und welche nicht. Freunde und Familie sind oft als sehr wichtig genannt wurden, genauso wie die meisten auf Drogen oder teure Luxusprodukte verzichten können. Während dieser Runde hat man viel über die anderen Ökis herausgefunden und über die ein oder andere Sache war man vielleicht verwundert oder erstaunt. Im Anschluss spielten wir 1, 2 oder 3, dass von Theo, einem FÖJler aus dem Vorbereitungsteam der Seminarwoche, moderiert wurde. Dabei wurden wir in drei Teams aufgeteilt und versuchten, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Themenschwerpunkt war dabei vor allem der Wasserverbrauch bei der Produktion von Lebensmitteln oder Textilien. Mit Produktion, vor allem Produktionsbedingungen, beschäftigten wir uns danach auch noch weiter. In Kleingruppen befassten wir uns unter anderem mit der Produktion von elektronischen Geräten, Kosmetik-produkten oder Textilien und gestalteten Plakate zu den Themen, die anschließend im Seminarraum ausgestellt wurden. Nach dem Mittagessen ging es nun endlich Richtung Innenstadt zu einer Stadtrallye. Meine Gruppe war am Hauptbahnhof unterwegs, welcher dank der guten Anbindung der Unterkunft zum ÖPNV schnell zu erreichen war. Die Aufgaben  beschäftigten sich hauptsächlich mit der Untersuchung von alternativen  Konsumräumen und Werbestrategien. In Supermärkten, Bio-Läden oder Secondhandshops haben wir viel

erfahren, uns mit den unterschiedlichsten Menschen unterhalten und vor allem Spaß gehabt. Nach der Auswertung gab es endlich das verdiente Abendessen und darauf folgte die übliche Stick-Runde. Am späten Abend wurde Billard und Munchkin gespielt oder man hat den Abend auf dem Zimmer mit Freunden ausklingen lassen.

Mittwoch:

Auf den Mittwoch habe ich mich besonders gefreut, da auf dem Programmplan sehr viele interessante Punkte standen. Nachdem wir gefrühstückt und uns beim WUP sportlich ausgelassen haben, hielten  unsere Teamer Theresa und Fabian einen Vortrag über alternative Währungen, welcher von einer kurzen Dokumentation zum Thema abgeschlossen wurde. Die Idee von einer alternativen Währung, die neben dem Euro eingesetzt wird, finde ich sehr faszinierend. Ob sich so etwas deutschlandweit in kleineren Dörfern durchsetzen kann? Ich denke früher oder später werden wir es erfahren, denn es machte den Anschein, dass die Regionalwährung in der Bevölkerung der in der Doku gezeigten Regionen gut ankommt. Als Beispiel wurde die Kreisstadt Traunstein in Oberbayern gezeigt. Dort wird seit 2002 erfolgreich der „Chiemgauer“ als alternative Währung eingesetzt. Auch in Dresden feilt man gerade an einer solchen Währung, seit 2012 ist die Idee des „Elbtalers“ im Gange, welche sich gerade auch in der Umsetzung befindet. Aber zurück zu unserem Seminar. Nach dem Vortrag und anschließender Diskussion zum Thema ging es zum nächsten Programmpunkt. In verschiedenen Workshops konnte man Upcycling von zunächst „unbrauchbaren“ Gegenständen, wie Tetra Paks oder Altpapier, betreiben. Entstanden sind Vogelhäuschen, Utensilos und Geschenktüten.  Außerdem wurde Hopfensalbe aus Bienenwachs, Öl und Hopfen hergestellt. Parallel dazu starteten wir die Tauschbörse, bei der man unter der Woche Gegenstände eintauschen konnte, die man selbst vielleicht nicht mehr benötigt. Am Nachmittag erwartete uns die nächste Herausforderung, welche in verschiedenen Gruppen bewältigt werden sollte. Der Schwerpunkt dabei war, ohne Geld einen Teebeutel in ein (höherwertiges) Produkt einzutauschen. Dazu sind wir in die Dresdener Neustadt gefahren. Ich bin davon ausgegangen, dass wir mit dem Teebeutel wieder nach Hause fahren, denn wer will schon einen Teebeutel auf offener Straße gegen einen mehr oder weniger persönlichen Gegenstand eintauschen. Wie sich zeigte, wollten das sehr viele Leute. Meine Gruppe erlangte letztendlich leckere vegane Nougatschokolade. Andere hatten zum Schluss ein Kondom, einen Gummihandschuh oder gleich mehrere Gegenstände. Praktisch! Für mich war es erstaunlich, wie viele Menschen bereit waren, einen Gegenstand einzutauschen, zwischenzeitlich hatten wir Handschuhe von einem Obdachlosen. Nachdem wir unsere Ergebnisse präsentiert haben, wartete der Film „Into The Wild“ auf uns. Der mehr als 2-stündige Film, bei dem sich der 22-jährige Christopher McCandless auf dem Weg nach Alaska macht, um dort ohne Geld unabhängig von der Gesellschaft zu leben, hinterließen in mir Verwirrung und offene Fragen. Im Anschluss gab es Abendessen und der Mittwoch neigte sich dem Ende zu.

Donnerstag:

Donnerstag, der letze volle Tag unserer Seminarwoche, startete wie immer mit einem ausgewogenen Frühstück und einem kleinen WUP. Anschließend stellte uns die Vorbereitungsgruppe mehrere aus dem Alltag bekannte Heilkräuter vor, welche mehr Funktionen haben als man vielleicht denken mag. Dabei waren unter anderem Spitzwegerich, Hagebutte und Salbei. Danach begaben wir uns auf eine Phantasiereise und versuchten in Gedanken dem Alltag zu entkommen. Das Highlight des Tages bot uns Theos Cousin Felix. Er lebt mit seiner Freundin in einer alternativen Lebensgemeinschaft im Harz. Dort verzichtet er größtenteils auf Elektrizität und fließendes Wasser. Zuvor ist er durch Deutschland gereist und hat unterschiedliche alternative Dörfer kennengelernt, die mit mehreren hundert Einwohnern einen ähnlichen Lebensstil wie er genießen. Sein Bericht war äußerst spannend und hat mir einen Lebensstil gezeigt, mit dem ich mich noch nie auseinander gesetzt habe. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, in einer solchen Gemeinschaft zu leben, aber gut von Felix war, dass er seine Art zu leben nicht jedem aufbinden wollte und andere Meinungen durchaus akzeptierte. Aufgrund des interessanten  Vortrags verging der Vormittag wie im Fluge. Nach einer längeren Mittagspause, bei der unter anderem auf dem örtlichen Bolzplatz versucht wurde Fußball zu spielen, haben wir in vierer Gruppen uns mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Die Aufgabe des Spiels war es, so viele Bäume wie möglich auf unserem eigenen Waldgebiet zu fällen, dabei aber gleichzeitig auf die Nachhaltigkeit achten, da jedes Jahr die Anzahl der Restbäume sich verdoppelte. Leichter gesagt als getan, meine Gruppe konnte nicht gerade mit Leistung brillieren, anderen Gruppen fiel diese Aufgabe sehr viel leichter. Nach dem Spiel erfolgte eine kreative Aufgabe. Wir sollten verschiedene Sticker entwerfen, die sich mit Umwelt, Nachhaltigkeit oder Konsum beschäftigen. Nach zwei Stunden wurden die Ergebnisse präsentiert und wir haben die Top 5 gewählt, welche gedruckt und bei unserem Landesaktionstag verwendet sollen. Auch wenn der Tag sich langsam dem Ende neigte, stand noch ein Punkt auf dem Programm: gemeinschaftliches Kochen eines Kesseleintopfes. Dazu wurden Paprika, Kohlrabi, Kartoffeln und Möhren „geschnibbelt“ und mit Linsen verfeinert. Zu guter Letzt wurde der Eintopf mit Curry gewürzt und über dem Lagerfeuer, welches eine andere Gruppe wiederum vorbereitet hatte, in einem großen Kessel erhitzt. Am Lagerfeuer haben wir dann fast alle zusammen gegessen, da es leider ein paar Krankheitsausfälle gab. Der Eintopf hat hervorragend geschmeckt. Wohl gesättigt haben wir den letzten gemeinsamen Abend offiziell mit der Stick-Runde beendet. Das Lagerfeuer brannte weiter bis spät in die Nacht und als es erloschen war, gingen auch die letzten ins Bett.

Freitag:

Aus irgendwelchen Gründen gestaltete sich das Aufstehen am nächsten Morgen schwieriger als zuvor. Bis 9 Uhr mussten wir unsere gemütlichen Zimmer verlassen. Danach haben wir die Woche noch einmal reflektiert und hatten verschiedene Stationen, bei denen wir etwas zu den einzelnen Wochentagen schreiben und kommentieren konnten. Anschließend wurden ein paar organisatorische Dinge geklärt und jeder hatte noch einmal die Möglichkeit, sich zum 3.FÖJ-Seminar zu äußern. In einzelnen Kleingruppen haben wir dann nochmal die Arbeit der Vorbereitungsgruppe von dieser Woche bewertet. Danach hieß es erstmal aufräumen. Erstaunlich, wie viel Schmutz sich in einem Seminarraum in einer Woche sammeln kann. Das Mittagessen sollte uns dann Kraft für die Heimreise geben, aber davor haben wir noch eine letzte Gruppenaktivität durchgeführt und der endgültige Abschluss wurde dann mit einem Gruppenfoto besiegelt. Ich hoffe, ihr hattet alle einen angenehmen Heimweg, manche brauchten nur fünf Minuten nach Hause laufen, andere waren zwei Stunden mit dem Zug unterwegs.Vor meiner ersten Seminarwoche hatte ich keine genauen Vorstellungen, was in dieser Woche passieren sollte, aber ich wurde überwältigt. Von der guten sowie spannenden Programmplanung, den spaßigen Gruppenaktivitäten  und den gemeinsamen Abenden. Aber vor allem von den vielen sympathischen Menschen, die ich diese Woche kennenlernen durfte. Ich wünsche euch allen eine angenehme Arbeitszeit und hoffe, dass wir uns alle froh und munter im April wiedersehen, wenn es nach Grüngräbchen geht.

Wenn ihr jetzt auch Lust bekommen habt, auch eine solche spannende Seminarwoche mit Klassenfahrt-Feeling mitzuerleben, bewerbt euch bei der SUA URANIA e.V. für das nächste FÖJ Jahr! Es warten viele tolle Einsatzstellen und spannende Bildungswochen auf euch 🙂

– Michael Fehrmann

Seminar der Grünen Liga 13.11. – 17.11.2017

Bei der GLS-FÖJ e.V. in Langenstriegis

Thema: Ökologie in meinem Alltag – ökologisch Wohnen

Montag, der Start einer neuen Woche. Mit dem Bus oder dem Auto geht es für 45 junge Leute nach Langenstriegis. Früh um halb zehn werden wir von unseren Betreuern Anni, Nic, Jana und Birgit empfangen, teilen uns auf unsere Zimmer auf und bekommen eine kurze Einweisung, wie die nächsten Tage ablaufen werden. Nach dem liebevollen Empfang finden wir uns schließlich in unseren Seminargruppen zusammen. Fünfzehn von uns steigen die Stufen in das Dachgeschoss empor, durchqueren den kalten Spieledachboden und huschen schnell in unser Seminarzimmer. Hier werden wir die nächsten fünf Tage damit zubringen, mehr über das Thema “ökologisch Wohnen” zu erfahren. Eine kurze Namensauffrischung und ein Mittagessen später geht es auch schon los: Worauf müssen wir bei einer Wohnungssuche achten? Erst in kleinen Gruppen, dann später alle gemeinsam suchen wir nach Faktoren, die uns wichtig sind. Wir sind über viele Faktoren gleicher Meinung. Auch ein Test, wie ökologisch wir bisher leben, darf natürlich nicht fehlen. In unserer Gruppe sind wir im Großen und Ganzen unter dem deutschen Durchschnitt. Am Abend ist es dann Zeit für die Kreativprogramme: Löffel schnitzen, Backen, Banderas gestalten, Spinnen und Weben stehen zur Auswahl.

abendliches Löffelschnitzen

Hofesel Benjamin

Dienstag, los geht es in der Gruppe “Wohnen” mit einer kleinen Aufwärmübung. Direkt danach starten wir mit unserem Wochenprojekt, das aus dem Bauen und späteren Gestalten eines Hockers besteht. Unsere Teamer zeigen uns die Anleitung, wir holen Pappe aus einem Lager und legen in Zweiergruppen vorsichtig los. Es dauert bis zum Vesper, bis wir fertig sind. Zwischendurch geht auch noch unser Kleber zur Neige, sodass für einen Hocker auf eine Naht aus Wolle ausgewichen werden muss. Gegen fünfzehn Uhr geht es weiter mit erneuten Basteleinlagen: Kerzenziehen für einen Teil der Gruppe und Schachteln falten für die Übrigen. Leider reicht die Zeit nicht, dass alle Kerzen ziehen können, sodass wir uns einigen, es an einem anderen Tag zu wiederholen. Nach dem Abendbrot erzählt uns Lucie noch, was sie alles in Nepal erlebt hat.

Mittwoch starten wir erst mit einem Schock: Alle Hocker, die die Nacht über auf dem Dachboden standen, sind zerstört. Nach einer Ansage von Birgit in den anderen Gruppen geht es bei uns weiter. Mittwoch ist gleichzeitig der erste Tag, an dem auch in unserer Gruppe ein Vortrag gehalten wird. Die Chefin der Naturfarbenwerkstatt Dresden erklärt uns, wie man Farbe aus natürlichen Materialien gewinnen kann, was man beim Auftragen der Farbe beachten muss und vieles mehr. Wir dürfen auch selbst aus einfachem Tapetenleim und bestimmten Farbpigmenten Farbe anrühren und eine Farbtabelle erstellen. Fritz zeigt sich hierbei als unentdeckter Künstler und zaubert eine kleine Landschaft auf sein Papier. Eine kurze Pause nach dem Mittagessen später stehen Töpfe mit unterschiedlichen Farben bereit, mit denen wir unsere Hocker bemalen. Wieder gibt es einige sehr kreative Ergüsse, andere halten ihr Möbelstück schlicht. Später schauen wir noch einen Film über weltweite Müllprobleme, dann starten wir in den freien Abend. Es gibt ein Lagerfeuer, dem viele beiwohnen. Andere spielen Tischtennis und wieder andere nutzen die Zeit, um sich etwas zu entspannen.

Donnerstag ist der Tag der Deko. Gleich am Morgen geht es los mit dem Gestalten eines Untersetzers. Dafür haben wir extra alte Fliesen in den unterschiedlichsten Farben und Formen mitgebracht. Nacheinander zertrümmern wir diese, sammeln alle Scherben ein und platzieren sie auf kleinen Holzplatten.

Vorstellung der selbstgebauten Möbel von Frauke (li) und Lucie (re)

Anschließend kleben wir die Scherben auf und bestreichen sie mit Fugenmasse. Über das Mittagessen trocknen sie, sodass wir sie danach abwischen können und mit dem Kneten von Badebomben fortfahren. Innerhalb kürzester Zeit riecht es im Seminarraum nach Kokosöl, Lavendelblüten und anderen Aromastoffen. Auf den bereitgestellten Backblechen befinden sich schlussendlich fünfzehn Bereiche, in denen jeder seine Badebomben ablegt und die Nacht über aushärten lässt. Zu guter Letzt bereiten wir unsere Wochenshow vor. Schnell sind wir uns einig, was gemacht wird, noch schneller steht unser Programm. Am Abend stellt sich heraus, dass unser Programm das Kürzeste, aber keineswegs uninformativ ist.

Schließlich kommt Freitag, der Tag der Abreise. Den Morgen über räumen wir unsere Zimmer und den Seminarraum ordentlich auf. Nic macht mit uns eine letzte Auswertung, ersatzweise für Birgit. Danach teilen unsere Gruppensprecher uns noch wichtige Informationen mit, die einige Termine und ihr erstes Treffen mit den anderen Gruppensprechern betreffen. Anschließend füllen wir alle noch eine Einsatzstellenbefragung aus. Und nach einem schnellen Mittagessen geht es schlussendlich mit dem Bus für die einen, mit dem Auto für die anderen zurück in Richtung nach Hause.

letzter Morgen beim Abschlussfoto

Text: Frauke Kronefeld

Freitag, 08.12.2017

Freitag der 8.12.: Heute ist der letzte Seminartag. Schon? Endlich? Ich gehe mit gemischten Gefühlen in den Tag.

9:30 ist Start ins Programm, aber schon um 8 Uhr treffen sich die ersten hungrigen FÖJler beim Frühstück, um ein letztes Mal an den Waffeln anzustehen.

Als wir uns 9:30 im Seminarraum treffen, steht allen die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Es war eine schöne, aber auch volle Woche und man merkt: Es wird Zeit fürs Wochenende.

Wir reflektieren, was wir die Woche Neues gelernt haben, schreiben in Kleingruppen auf Plakate, was uns gut und was uns nicht so gut gefallen hat und wir als Vorbereitungsteam bekommen ein Feedback von der Gruppe & von den Teamern und erzählen, was wir aus der Woche mitgenommen haben und wie es war, das Seminar zu organisieren.

Nach dem Mittagessen geht es dann weiter mit Organisatorischem von Seiten der Teamer, wobei wir die Möglichkeit haben, Fragen zu Projektarbeit, Monatsberichten und Krankschreibungen zu stellen.

Als alles geklärt ist, gehen wir unsere Sachen holen und versammeln uns unten im Hof. Bevor der Bus kommt und sich alle verstreuen, soll noch eine große Abschiedsrunde stattfinden, mit allen die wollen (siehe Bild). Wir stellen uns in einen großen Kreis und jeder geht einmal in der Runde herum und verabschiedet sich von allen. Was am Anfang nach Chaos klingt, stellt sich dann als eine echt niedliche Sache heraus, und so kann man ohne Stress der ganzen Gruppe tschüss sagen.

14:00 Uhr: Der Bus kommt an, alle stapeln sich und ihre Koffer hinein und die Fahrt kann losgehen! Es wird geschlafen, geredet, sich verabredet, Skat gespielt und in den hinteren Reihen sogar laut gesungen. So ist die Fahrt im nu vorbei, der Bus steht am Umweltzentrum.

Nachdem jeder sein eigenes Gepäck aus dem Bus genommen hat, verstreuen sich die FÖJler in alle Richtungen.

Ich drehe mich ein letztes Mal um und schaue dem bunten Haufen nach, bevor ich mich auf den Weg zur Bahn mache. Es war eine schöne Woche, auch wenn ich froh bin, nach Hause zu kommen … der Abschied fällt schwerer als gedacht. Ich werde diese Chaoten vermissen <3

Text: Chiara di Carlo

Donnerstag, 07.12.2017 – Logbuch 4. Eintrag

Beginnen wir mit der ersten großen Herausforderung des Tages…Aufstehen…eine denkbar einfache Aufgabe, an der ich dennoch schon das ein oder andere Mal gescheitert bin. Nachdem auch der letzte Schlafsand aus den Augen gefallen ist, begebe ich mich mit den anderen Ökis zum Frühstücksbuffet. Das erste Frühstück in unserer Unterkunft hatte ich leider verpasst, (aus…Gründen…, die ich eben schon benannt habe…) und später hatte man vor mir nur so davon geschwärmt. Ich dachte, sie wollten mich nur aufziehen, tatsächlich aber hatten sie sogar noch untertrieben, denn unsere Herberge glänzte jeden Tag mit neuen Einfällen, wie Waffeln und Kuchen.

Das Frühstück

Aber zurück zu Donnerstag, dem letzten Tag der Woche mit eigentlichem Seminarinhalt. Die Vorbereitungsgruppe steckte bei der Planung für den heutigen Tag wieder voller Ideen, um sich unsere Aufmerksamkeit zu eigen zu machen. Da wir uns heute dem Thema „Medien“ widmen wollten, begann man uns zuerst mit ‚Fake-News‘ zu amüsieren. Wir konnten selber miterleben, wie schnell man mitten im Informationsfluss einfach mal abschaltet und nicht weiter über das Gehörte nachdenkt, selbst als absurdeste Fakten fielen.

Danach mussten wir uns erst einmal vom ganzen Zugehöre ausruhen ( ͡° ͜ʖ ͡°) und haben einen Film geschaut. „Free Rainer“ erzählte von der Idee, öffentlichen Medien wieder ihre ursprüngliche Funktion zu zuweisen. Und wie es sich für ein Bildungsprogramm gehört, durften wir uns anschließend mit dem Film auseinander setzen.

Spaß muss auch mal sein 😀

Weihnachtsmarkt in Pirna

Fleißig am Weg suchen

Des Herumsitzens müde, begaben wir uns gegen Nachmittag zum Highlight des Tages …*Trommelwirbel*… einer Stadt-Rallye durch die Weltmetropole Pirna :D. Mit Kameras und gruppenspezifischer Ausrüstung (Karten, Google Maps …oder Garnichts!) konnte man sich mal wie ein Tourist fühlen… oder wie ein Schüler auf Klassenfahrt mit Aufgaben vom Lehrer. Letzteres traf wohl eher zu. Respekt an das Vorbereitungsteam, nicht nur weil sie den allerschönsten Tag für einen Ausflug erwischt hatten, sondern weil die gesamte Rallye von einer einzigen Person vorbereitet wurde.

In unserer abendlichen Freizeit gab es Leckeres vom Grill und das Haus hatte für uns auch noch eine Überraschung vorbereitet: eine mit Blümchen dekorierte Eisbombe, auf der auch noch eine Wunderkerze brannte. Danach könnten wir am Lagerfeuer sitzen und singen, wie immer Kartenspiele und Tischtennis spielen und Freundschaften vertiefen.

Text: Robin Ziegler

Mittwoch, 06.12.2017

Das erste, was man hörte, an diesem kalten Mittwoch, war ein heimliches Geräusch. In der Dunkelheit machte sich ein Laut zu schaffen, den niemand identifizieren konnte. Nur diejenigen konnten es hören, die um 3 Uhr morgens noch wach waren. Danach legte sich wieder eine ruhige Stille über die Räumlichkeiten im Jugendgästehaus.
Aufgeweckt hingegen wurde man allerdings schon ein wenig früher als um 8. Aufgeregtes Geplapper, Getrampel auf den Gängen und schlaftrunkene FÖJler, die einem unbedingt verkündigen mussten, dass da „leckeres Zeug rumliegt“. Und tatsächlich: An diesem Morgen lagen kleine Papiersäckchen mit Süßem auf unserer Zimmerschwelle. Der Nikolaus war also da gewesen.

Der Nikolaus war da 🙂

Nach der kleinen Überraschung gab es wieder erstmal ein schönes Frühstück, was den vorgedehnten Magen wieder ordentlich vorfüllte. Das hätte man sich eigentlich sparen können, wenn man gewusst hätte, was uns für ein WUP bevorstünde. Denn nach dem Frühstück erwartete uns wieder eine Einheit sportlicher Betätigung (was man eben so um 9 morgens unter sportlich versteht…). Maurice, ein Teil des Seminarplanungsteams, schlug das „kotzende Känguru“ vor. Die Person in der Mitte des Kreises deutete auf eine Person im Außenkreis und sagt zum Beispiel: „kotzendes Känguru“ oder „James Bond“. Und schon kotzten die Nachbarn der angedeuteten Person galant in die Schüsselarme desjenigen oder schmachteten ihn an mit „Ohh Jaames“. Nach der „gefällten Rubinie“ wurde das WUP für beendet erklärt und man ging in das Programm des Mittwochvormittag über.

„Was ist Gerechtigkeit?“ und mit derlei Fragen starteten die Seminarvorbereiter in eine Kleingruppendiskussion mit sehr überspitzten Thesen, wie zum Beispiel „Wer arbeitet, darf auch essen“ oder „Jedes Land ist für seinen eigenen Wohlstand verantwortlich“. Eingeläutet wurde übrigens jede These einzeln. Dazu diente eine wunderschöne Fahrradklingel, die an einem Stock arretiert wurde und die die laute Menge in eine starre, leise verwandelte.
Unsere Gemeinschaft war sehr diskussionsfreudig und am Ende kamen auch eine sehr unterschiedliche Menge an Definitionen von Gerechtigkeit heraus.

so viele verschiedene Ideen…

Nach der sehr trockenen, aber dennoch sehr spannenden Phase kam eine kleine Pause. Danach, kurz vor Mittag, stellte Joel – auch ein Teil des Vorbereitungsteams –  seine einzigartige Präsentation über „Rente und Hartz IV – soziale Absicherung in Deutschland“ vor und schlug die Zuhörer in seinen Bann.

Joel beim präsentieren

Danach entfachte sich auch noch ein reger Informationsaustausch, was die Zeit wie im Nu verstreichen ließ. Doch man merkte schon, dass etwas gebraucht wurde nach diesem vielen Informationsaustausch: ESSEN! Punkt 12 erfolgte eine Stampede an FÖJ-Getrampel und die Masse wälzte sich den Treppengang hinunter bis in den Essenssaal, wo anschließend geschlemmt und gebechert wurde. Wenn man genau hinhörte, dann redeten noch viele Leute über die vorher besprochenen Themen. Und da huschte auch schon mal ein Lächeln über die Gesichter der Seminarplaner. Nach der Stunde Pause, in der man ein wenig durchatmen konnte (draußen oder beim Essen), klingelte auch schon wieder die  Fahrradklingel und schon trabte man auch wieder nach oben in den Seminarraum. Nun schloss sich ein kleiner Erfahrungsbericht an, den ich, Lukas, moderierte (um mal kurz in den Ich-Erzähler zu wechseln). Dabei wurde darüber gesprochen, was einem schon so für Gerechtigkeit oder auch für Ungerechtigkeit begegnet ist. Ich war selber sehr froh, dass dieser Part so gut lief und alle so gut mitgemacht haben. Ich konnte sogar ein paar mehr Leute beim Namen nennen! Am Ende gab es sogar sehr beeindruckende, aber auch sehr krasse Beispiele an Un-/Gerechtigkeit. Dabei erzählten viele auch aus ihrer Schulzeit, aber auch aus unmittelbarer Verwandten-Umgebung.

Gleich nach diesem Austausch gab ich das Wort an Judith, eine unserer Teamerinnen, weiter. Und sie hatte etwas sehr Cooles vorbereitet…
Sie teilte uns mit, dass wir erstmal in den Speisesaal müssten. Denn da würde unser Projekt stattfinden.
Als sich alle unten versammelt hatten und in Kleingruppen eingeteilt waren, setzten wir uns an verschiedene Tische. Auf jedem Tisch lag eine unterschiedliche Menge an Papier und Bastelmaterialien. Ein Tisch hatte nur Papier. Ein anderer Papier und Schere/Stift und Geodreieck. Jeder Tisch war also mit einer jeweils unterschiedlichen Menge an Ressourcen gefüttert. Vorne stand ein Aufsteller mit allerlei geometrischen Figuren festgepinnt: Ein Quadrat, ein Kreis, ein Rechteck und ein Dreieck. Neben allen Figuren stand ein Preis, alle hatten also einen Wert. Neben dem Aufsteller saßen Theresa (unsere 2. Teamerin) und Judith an einem Tisch mit dem Namen „Weltmarkt“.
Im Grunde vertritt jeder Tisch ein Land. Manches weniger, manches mehr reich (gemessen an der Anzahl an Bastelzeug). Jedes Land musste aus der Ressource Papier Produkte herstellen und sie an den Weltmarkt verkaufen: In der Form von besagten geometrischen Figuren vorn an dem Aufsteller. Und daraus wiederum bekamen sie Geld. Ziel des Planspieles war es, so viel Geld wie möglich zu erwirtschaften. Dabei galt noch eine sehr wichtige Regel: Jedes Land hatte einen Wirtschaftsminister (nur der durfte an den Weltmarkt verkaufen) und einen Diplomaten (nur der durfte mit anderen Länder kommunizieren).

Rohstoffe und Geld

Eine der Gruppen bei der Arbeit

Judith erklärt die Regeln

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Die nächsten Stunden waren erfüllt von hungriger Machtgier, Betrug, Versagen, Erfolg, Reichtum und absolutem Kapitalismus. Pakts wurden geschlossen, gebrochen. Handelsabkommen wurden vertraglich gesichert, Embargos verhängt. Es schlug hin und her zwischen Krieg und Frieden. Und sogar die Natur und der Weltmarkt ließen Preise ins Bodenlose fallen oder Werte in den Himmel schnellen. Hektik war angesagt. Es war ein absoluter Wettkampf. Das machte allerdings so sehr Spaß, dass die Zeit dahin schnellte wie sonst etwas. Und als dann der Weltmarkt schloss, war es schon später Nachmittag. Nach dem Planspiel gab es noch einen kleinen thematischen Abschluss und eine Auswertung. Wir alle waren überrascht von dieser Dynamik des Spiels und sagten, dass es wirklich sehr viel Spaß gemacht hatte.
Doch was wäre ein FÖJler ohne Abendbrot? Genau. Nichts.
Deshalb gab es dann auch den Bauchfüller schlechthin und danach gesellte man sich zur allabendlichen Stickrunde, die den Abschluss des Tages bildete – zumindest den „anstrengenden“.
Zum Schluss, also zum wirklich richtigen Schluss, kam noch „Yes Men“. Ein Film über eine Gruppe, die sich als real existierende Firmen ausgaben und dann auf Meetings kamen, um Vergehen der Firmen (wie ein Chemieunfall in Indien mit 10000 Toten, die nach 30 Jahren noch immer nicht entschädigt wurden) zu „rächen“. In Vorträgen stellten sie Projekte vor, in der man Leichen im Keller vergoldet oder scheinbare Kerzen aus menschlichen, organischen Resten verschenkten. Aber selbst auf solche Sachen sprangen Geschäftsmänner an – und das war die Sache, mit der noch nach dem Film der Mund offen stehen blieb.

Der blieb allerdings nicht lange offen. Denn manche gingen dann nach dem ereignisreichen Tag schon schlafen, gingen gemütlich ein oder mehr Bierchen trinken, spielten bis in die Nacht oder quatschten noch gemütlich über alte Zeiten…

Text: Lukas Flade

Dienstag, 05.12.2017

Am ersten gemeinsamen Morgen der Seminarwoche wurden wir von einem supertollen Luxus-Frühstück erwartet. Es gab Waffeln, einen Sandwichmaker, Müsli, Rührei und noch vieles mehr. Nach dieser großartigen Stärkung für den Tag konnten wir uns motiviert in das erste große Thema des Tages stürzen: Ideologie.

Dazu sollten wir alle erst einmal einzeln auf Kärtchen schreiben, was wir denken, was Ideologie ist, und versuchen, eine Definition zu finden. Einige waren dabei etwas denkfaul und befragten Siri oder Google, wohingegen sich andere überlegten, was sie mal im Geschichtsunterricht gelernt hatten, was angesichts der Tatsache relativ schwierig war, dass das nun schon fast ein halbes Jahr her war :D. Schlussendlich hatte jeder eine Idee auf seiner Karte stehen und so konnten diese in der großen Runde, welche im klassischen Stuhlkreis stattfand, vorgetragen werden. Das Ziel dabei war, Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Sätzen zu finden und einige Kleingruppen zu bilden, in denen die ähnlichen Ideen dann noch einmal vorgetragen und zu einer gemeinsamen zusammengefügt wurden.

Ergebnis aus der Kleingruooe

viele verschiedene Ideen

Kleingruppenarbeit

Anschließend sollte eigentlich ein Referent vorbeigucken, aber der hatte wahrscheinlich, angesichts des nicht ganz so fabelhaften Wetters keine richtige Lust. Deswegen ist ein Öki aus dem Vorbereitungsteam eingesprungen. Er hat uns dann verschiedene Definitionen von  verschiedenen schlauen und berühmten Persönlichkeiten vorgelesen und wir sollten diese bewerten und darüber diskutieren, ob diese Ansichten mit unseren Definitionen von Ideologie kompatibel waren oder nicht. Das war zwar etwas trocken und angesichts der wahnsinnig komplizierten Sprache besagter schlauer Leute auch etwas schwer zu verstehen, aber es war dennoch ziemlich interessant, und der Öki hat echt gute Arbeit geleistet, da er nur 2 Tage Vorbereitung für diesen Part hatte.

Nach dieser Anstrengung gab es dann zum Glück erst einmal Mittagessen :D.

Nachdem wir uns alle gut gestärkt wieder im Seminarraum eingefunden haben, war der nächste große Themenkomplex Flucht und Fluchtursachen. Dazu hatte unsere Teamerin Judith zunächst ein ziemlich spannendes Schätzspiel vorbereitet.

An einem Ende des Raumes lag die Zahl 0 und auf der anderen Seite die Zahl 200 und dann sollten wir schätzen und uns dort hinstellen, wo wir dachten, in wie viele Länder z.B. wir Deutschen oder dann im Vergleich ein Afghane visafrei reisen darf. Das Ergebnis hat uns alle sehr erstaunt, denn das lag bei Deutschland bei 177 und bei Afghanistan bei nur 38.  Danach sollten wir uns alle so auf die verschiedenen „Kontinente“ im Raum verteilen wie wir denken, wo die meisten Flüchtlinge aufgenommen werden. Auch hier gab es wieder ein sehr überraschendes Ergebnis, denn mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge auf der Welt kommen in nur zehn Ländern unter.  Laut den Vereinigten Nationen sind zurzeit 21 Millionen Menschen auf der Flucht. Asylwerber, die noch nicht als Flüchtlinge anerkannt sind, fallen nicht in die Statistik.

Wie viele Deutsche wahrscheinlich, haben auch die meisten von uns gedacht, dass die meisten Flüchtlinge nach Europa kommen. Das stimmt aber nicht. Die große Masse an Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, retten sich in den Nahen Osten, nach Afrika, Asien und die Türkei.

Nach dieser sehr wachrüttelnden und überraschenden Einführung haben wir uns in Kleingruppen eingeteilt, welche sich mit verschiedenen Fluchtursachen wie Gewalt, Armut, Hunger beschäftigen sollten. Das Ziel dabei war die Gestaltung einer Ausstellung, in der anschließend alle FÖJler umhergehen und sich die erstellen Plakate ansehen können, um so auch etwas über die anderen Fluchtursachen zu erfahren. Dazu bekam jede Gruppe auch einige Infotexte als Input.  Anschließend fand dann die Ausstellung statt, in der es sehr verschiedene und sehr interessante Plakate gab.

Ausstellungsplakate

Danach haben wir noch einen Vortrag über die Kuba-Krise angehört und dann gab es schon die obligatorische Tagesauswertung in Form der Stick Runde.

Vortrag über die Kuba-Krise

Dann war der Dienstag schon wieder  zu Ende und wir konnten den Tag bei Filmen, Tischtennis oder Spielen ausklingen lassen.

Text: Marie Schäfer

2. Seminarwoche der SUA URANIA e.V.

Hallo liebe Leser und Leserinnen,

nun ist Januar des neuen Jahres, was heißt, dass schon 4 Monate von unserem laufenden FÖJ-Jahr vergangen sind. Nicht nur die Arbeit in unseren Einsatzstellen gehört zum Verlauf des Jahres, sondern natürlich auch unsere 5 Bildungswochen.

Wir Ökis der URANIA e.V. hatten Anfang Dezember unser zweites Seminar, welches sich mit dem Thema „Mensch und Gesellschaft“ beschäftigte. Fünf von unseren Freiwilligen waren dabei bereit, über einzelne Tage einen kleinen Text zu verfassen, um einen Einblick in diese sehr intensive und interessante Woche zu geben.

Vielen Dank an die fleißigen Schreiber, es sind sehr amüsante und interessante Artikel entstanden. 🙂


Seminarwoche in Pirna-Liebethal vom 04.12.2017 bis 08.12.2017

Montag, 04.12.2017 : „Kein Tag wie der andere“

Nun sitze ich hier, ich alter Grashüpfer, schau‘ den Regentropfen beim Fallen und vielen traurigen Gesichter im gerade so grauen Dresden zu. Irgendwas will ich heute noch erleben. Wer steigt denn da aus der Straßenbahn? Welch ein ulkiger Kerl: Lange Haare, lustiger Bart und schleppt einen Kasten vor seinem Bauch herum, über den er eine Unterhose gezogen hat. Ich würde was verpassen, ginge ich nicht mit. Seine Kapuze scheint ein gutes Versteck zu sein.

Er geht zur Umweltakademie, konnte ich mir doch denken, dass er ein Öki ist, doch da hinten stehen noch mehr, alle bepackt, aber lächelnd, welch schöne Abwechslung. Ich kann meinen Fassettenaugen kaum trauen, da haben ja manche Plüschtiere dabei. „Wozu brauchen wir die Kuscheltiere?“, fragt ein Blonder mit Engelshaaren. Habt ihr die etwa spontan mitgebracht?

Nun endlich kommt der Bus, meine Antennen sind schon ganz lockig von der feuchten Luft. Alle haben ihr Gepäck verstaut und es geht los, schon starten emsige Gespräche und die Laune ist bestens. Mitzukommen war eine gute Idee.

Das Jugendgästehaus von Straßenseite

Der Innenhof

‘Pirna-Liebethal‘ heißt der Ort hier, das Gebäude da auf dem Felsen sieht ja fast wie ein kleines Schloss aus, das ist wohl das Quartier. Im Regen tragen sie ihr Gepäck hinein, doch umso wärmer erscheint der Empfang: Kleine Kronleuchter verbreiten warmes Licht und die Dame des Hauses scheint sehr freundlich zu sein. „Wir spielen jetzt etwas, wofür ihr eure pelzigen Freunde mitbringen solltet.“, ertönt es. Kein Kaffe oder Mittag, sie spielen erstmal? Soll mir doch einer diese FÖJ’ler verstehen, ich mach’s mir auf dem Kamin in dem Speisesaal, wo sich auch alle anderen einfinden, bequem. Jeder verteilt seine Liebsten. Tiere, Schals und Socken liegen getrennt verstreut im Raum und jetzt geht es los. Es werden menschliche Ketten gebildet, was mich an meine Ameisen-Nachbarn erinnert. Ebenso ein verquirltes Völkchen. „ Rettet eure Kuschelfreunde aus der reisenden Strömung, verliert jedoch nicht die anderen Kettenglieder oder ihr ertrinkt!“, ruft eine junge Dame mit Zopf. Über den kalten Boden kriechend wird gesammelt, immer schneller gesammelt. Geschafft!

Immer noch steht das Gepäck im Flur herum, der Raum mit dem Stuhlkreis füllt sich, vorne kommt eine Gruppe junger Hüpfer zusammen. Die haben auf jeden Fall das Sagen.

Der Wochenplan

Tischkicker 😀

Von hier oben kann ich das ganze Theater überschauen, hinter mir steht ein Kicker-Tisch, sicher mache ich jemanden heute daran zur Schnecke. Während ich darüber nachdenke, heften sie irgendwelche Uhrzeiten an die Tafel, dann für jeden Wochentag Stichpunkte ohne Ende. Ich konnte aus meiner Zeit in der Dresdner Grasfitti-Szene einiges über die deutsche Sprache lernen: Ein Planspiel und viele Diskussionen stehen nun dran, aber auch Filme – Ich liebe Filme – und eine Exkursion in das liebliche Pirna. Die haben sich richtig Mühe gegeben.

So wie alles besprochen und ausgefragt ist, gehen sie zusammen in den Korridor zur nächsten Tafel. Mist, ich kann nichts sehen. Die rothaarige Frau in der Mitte des Kreises informiert gelassen: „Ihr wisst sicher schon, mit wem ihr in einem Zimmer schlafen wollt, die Zimmer sind hier und in der Ferienwohnung über‘n Hof“. Da meldet sich schon das erste Grüppchen zu Wort und ehe sie losgehen, setze ich mich wohl besser an den Schlüsselbund ‚31‘. In den Zimmern gibt es Betten, über denen noch ein Bett ist, wie verrückt diese Welt doch ist. Der größte Luxus, finde Ich, ist ja das Waschbecken, nur hoffe ich, dass keiner jenes diese Woche ignorieren wird.

Es geht direkt weiter zum Mittagessen, die Jungs sind sehr eilig unterwegs, die Luft pustet mich ja schon fast vom Kopf dieses Brillenträgers. Das Buffet hat einiges zu bieten, jedoch kann ich hoffen, bis keiner mehr da und etwas übrig bleibt. Sollte mich jemand sehen, gefiele das dem Gesundheitsamt absolut nicht. Die FÖJ’ler sind sehr aktiv, es geht mit einem ominösen ‚Planspiel‘ weiter. Sie fantasieren, als seien sie auf einer einsamen Insel gestrandet, ich sehe jedoch weder Sand noch Insel oder endloses Meer. Die einen wollen schroff ihre Verletzten essen, während es sich andere in einer Höhle bequem machen. Am Ende wird leider keiner über das Messer geschickt, doch kann ich kaum so manche Geschichte abwarten.

Der Nachtisch zum Mittagessen

Letztlich finden meine Nerven wenig Ruhe. Im Film ‚Die Welle‘ erstrahlt Jürgen Vogel in vollster Schönheit. Nun merke ich, was hier das Thema ist: Ideologie. Es ist ein hitziges dazu, was die Teilnehmer aber nicht aus der Ruhe bringt. Die, von einem bunten Stock begleitete Gruppenunterhaltung nach dem Film, bezüglich der Eindrücke, verläuft betroffen, doch entschlossen. Jeder sagt etwas und auch jeder hat eine klare Meinung dazu, vernünftige Leutchen.

Das Abendbrot ist der verdiente Lohn, mehr als ein halbes Schnittchen schaffe ich jedoch nicht. Alle verteilen sich, doch niemand bleibt alleine. Zehn Minuten sehe ich mir eine chinesische Runde Tischtennis an, mir wird dabei ein wenig übel, ich leg‘ mich schlafen. Morgen wird sicher ein super Tag.

Text: Jonas Filor

 

Kindercamp „Upcycling“ der Naturschutzjugend Dresden

Welche Schätze sich wohl als Müll tarnen? – Das war die entscheidende Frage für unser „Upcycling-Camp“ im November. Ziel des Camps war es, den Kindern zu zeigen, dass nicht alles, was weggeworfen wird, auch wirklich Müll ist. Aus Vielem kann man neue Dinge entstehen lassen und das wollten wir an selbst mitgebrachtem „Müll“ auch gleich mal praktisch zeigen.

Trotz regnerischem Novemberwetter machten wir uns schon am Freitag einen schönen Abend. Die Eltern und Kinder wurden mit Tee und Spekulatius begrüßt und nachdem alle da waren und die Hütten weitestgehend bezogen waren, begannen wir mit einer kleinen Kennlern- und Belehrungsrunde. Die Zeit verflog so schnell, dass auch schon das Abendbrot anstand.
Leider wurde uns die Wahl für oder gegen ein Lagerfeuer mit Knüppelkuchen genommen, denn das Wetter wollte einfach nicht mitspielen. Die Kinder beschlossen, in einer der fünf Hütten Werwolf zu spielen und schlüpften nach aufregenden Debatten über das Überleben der Dorfbewohner in ihre eigenen Schlafsäcke.

Um acht ging der Wecker für die, die nicht schon längst in ihrer Hütte rumwuselten. Nach einem leckeren und ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Dresdner Heide.
Wir trafen uns am Tor und die Kinder fanden sich in Zweiergruppen zusammen. Jedes Team bekam einen alten Drahtkleiderbügel und den Auftrag diesen so weit wie möglich in Kreisform zu bringen. Nachdem sich alle die größte Mühe gegeben haben und sich gegenseitig beim Herumbiegen geholfen wurde, hatten alle einen perfekten, huckeligen Drahtkreis. Nun ging unsere kleine Wanderung los. Aus dem Kleiderbügel sollte ein schöner Kranz werden. Dabei waren den Kindern keine Grenzen gesetzt. Ob Blätter, Eicheln oder Moos aufgepiekst wurde, dafür war jeder selbst verantwortlich.
Es entstanden sogar kunstvolle Blätterspiralen und nach 1 1⁄2 Stunden ging es zurück zum Dachsenberg um das leckere Mittagessen zu genießen. Viele sind mit ihrem Kranz nicht ganz fertig geworden und bastelten in jeder freien Minute weiter an ihrem Kunstwerk. Während des Essens stieg die Spannung, denn zu unserer großen Bastelrunde war ein Fotograf eingeladen. Also wurde fix gegessen, gemeinsam abgewaschen und dann ging es ans Vorbereiten des Raumes. Jeder brachte seine gesammelten Socken und Tetrapacks aus den Hütten in den Speisesaal und wir begannen aus Müll Schätze zu formen.

Marla Herrmann