29.01.2018 – 02.02.2018 in der Evangelischen Jugendbildungsstätte Dresden
Thema: Konsum, Alltag und Produktion
Montag:
Eine neue Seminarwoche hat begonnen, für mich das erste Seminar, da ich erst Ende Januar mit meinem FÖJ begonnen hatte. Ich war gespannt, was mich erwartet, was in der Woche alles passieren wird und wie die anderen Leute drauf sind. 10 Uhr haben wir uns bei der Ev. Jugendbildungsstätte Dresden am Weißen Hirsch getroffen. Anders als bei den vorherigen Seminaren, erfolgte diesmal die Anreise selbständig. Die meisten
konnten den Seminarort schnell finden, teilweise gab es Probleme, die Adresse zu finden und manch anderer reiste zunächst zu einem anderen Seminarort in Dresden. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde fand sofort die Seminarplanvorstellung und Zimmeraufteilung statt. Nach dem Mittagessen befassten wir uns mit verschiedenen Werbespots, die aufgrund der Kreativität und Kuriosität bei mir durchaus mehr Fragen als Antworten lieferten. Im Anschluss gab es eine Gruppenaufgabe, bei der wir selbst einen Werbespot vorstellen sollten, für ein quasi unnötiges Produkt. Neben alkoholfreiem Wodka, Mehrzweckwasser und schreienden Teebeutelngab es weitere Produkte, die allesamt amüsant präsentiert wurden. Später am Abend haben wir uns in kleineren Gruppen zu unseren verschiedenen Einsatzstellen ausgetauscht und anschließend in der „Stick-Runde“ die Erlebnisse des Tages zusammengefasst und reflektiert. In unserer Unterkunft konnte man die abendliche Freizeit vielseitig gestalten, wie zum Beispiel mit Tischkicker, Billard oder auch Tischtennis. Aufgrund der vielen positiven Eindrücke und den netten Menschen, die ich am ersten Tag kennenlernen durfte, war ich am Abend jedoch sehr müde und habe es nur noch ins Bett geschafft.
Dienstag:
Am ersten gemeinsamen Morgen der Seminarwoche haben wir uns zunächst beim Frühstuck gestärkt und anschließend das WUP genutzt, um mehr oder weniger fit für den Tag zu sein. Zu Beginn des Tagesprogramms sollte zunächst jeder für sich anhand von Bildern entscheiden, welche Dinge man für das Leben braucht und welche nicht. Freunde und Familie sind oft als sehr wichtig genannt wurden, genauso wie die meisten auf Drogen oder teure Luxusprodukte verzichten können. Während dieser Runde hat man viel über die anderen Ökis herausgefunden und über die ein oder andere Sache war man vielleicht verwundert oder erstaunt. Im Anschluss spielten wir 1, 2 oder 3, dass von Theo, einem FÖJler aus dem Vorbereitungsteam der Seminarwoche, moderiert wurde. Dabei wurden wir in drei Teams aufgeteilt und versuchten, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Themenschwerpunkt war dabei vor allem der Wasserverbrauch bei der Produktion von Lebensmitteln oder Textilien. Mit Produktion, vor allem Produktionsbedingungen, beschäftigten wir uns danach auch noch weiter. In Kleingruppen befassten wir uns unter anderem mit der Produktion von elektronischen Geräten, Kosmetik-produkten oder Textilien und gestalteten Plakate zu den Themen, die anschließend im Seminarraum ausgestellt wurden. Nach dem Mittagessen ging es nun endlich Richtung Innenstadt zu einer Stadtrallye. Meine Gruppe war am Hauptbahnhof unterwegs, welcher dank der guten Anbindung der Unterkunft zum ÖPNV schnell zu erreichen war. Die Aufgaben beschäftigten sich hauptsächlich mit der Untersuchung von alternativen Konsumräumen und Werbestrategien. In Supermärkten, Bio-Läden oder Secondhandshops haben wir viel
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erfahren, uns mit den unterschiedlichsten Menschen unterhalten und vor allem Spaß gehabt. Nach der Auswertung gab es endlich das verdiente Abendessen und darauf folgte die übliche Stick-Runde. Am späten Abend wurde Billard und Munchkin gespielt oder man hat den Abend auf dem Zimmer mit Freunden ausklingen lassen.
Mittwoch:
Auf den Mittwoch habe ich mich besonders gefreut, da auf dem Programmplan sehr viele interessante Punkte standen. Nachdem wir gefrühstückt und uns beim WUP sportlich ausgelassen haben, hielten unsere Teamer Theresa und Fabian einen Vortrag über alternative Währungen, welcher von einer kurzen Dokumentation zum Thema abgeschlossen wurde. Die Idee von einer alternativen Währung, die neben dem Euro eingesetzt wird, finde ich sehr faszinierend. Ob sich so etwas deutschlandweit in kleineren Dörfern durchsetzen kann? Ich denke früher oder später werden wir es erfahren, denn es machte den Anschein, dass die Regionalwährung in der Bevölkerung der in der Doku gezeigten Regionen gut ankommt. Als Beispiel wurde die Kreisstadt Traunstein in Oberbayern gezeigt. Dort wird seit 2002 erfolgreich der „Chiemgauer“ als alternative Währung eingesetzt. Auch in Dresden feilt man gerade an einer solchen Währung, seit 2012 ist die Idee des „Elbtalers“ im Gange, welche sich gerade auch in der Umsetzung befindet. Aber zurück zu unserem Seminar. Nach dem Vortrag und anschließender Diskussion zum Thema ging es zum nächsten Programmpunkt. In verschiedenen Workshops konnte man Upcycling von zunächst „unbrauchbaren“ Gegenständen, wie Tetra Paks oder Altpapier, betreiben. Entstanden sind Vogelhäuschen, Utensilos und Geschenktüten. Außerdem wurde Hopfensalbe aus Bienenwachs, Öl und Hopfen hergestellt. Parallel dazu starteten wir die Tauschbörse, bei der man unter der Woche Gegenstände eintauschen konnte, die man selbst vielleicht nicht mehr benötigt. Am Nachmittag erwartete uns die nächste Herausforderung, welche in verschiedenen Gruppen bewältigt werden sollte. Der Schwerpunkt dabei war, ohne Geld einen Teebeutel in ein (höherwertiges) Produkt einzutauschen. Dazu sind wir in die Dresdener Neustadt gefahren. Ich bin davon ausgegangen, dass wir mit dem Teebeutel wieder nach Hause fahren, denn wer will schon einen Teebeutel auf offener Straße gegen einen mehr oder weniger persönlichen Gegenstand eintauschen. Wie sich zeigte, wollten das sehr viele Leute. Meine Gruppe erlangte letztendlich leckere vegane Nougatschokolade. Andere hatten zum Schluss ein Kondom, einen Gummihandschuh oder gleich mehrere Gegenstände. Praktisch! Für mich war es erstaunlich, wie viele Menschen bereit waren, einen Gegenstand einzutauschen, zwischenzeitlich hatten wir Handschuhe von einem Obdachlosen. Nachdem wir unsere Ergebnisse präsentiert haben, wartete der Film „Into The Wild“ auf uns. Der mehr als 2-stündige Film, bei dem sich der 22-jährige Christopher McCandless auf dem Weg nach Alaska macht, um dort ohne Geld unabhängig von der Gesellschaft zu leben, hinterließen in mir Verwirrung und offene Fragen. Im Anschluss gab es Abendessen und der Mittwoch neigte sich dem Ende zu.
Donnerstag:
Donnerstag, der letze volle Tag unserer Seminarwoche, startete wie immer mit einem ausgewogenen Frühstück und einem kleinen WUP. Anschließend stellte uns die Vorbereitungsgruppe mehrere aus dem Alltag bekannte Heilkräuter vor, welche mehr Funktionen haben als man vielleicht denken mag. Dabei waren unter anderem Spitzwegerich, Hagebutte und Salbei. Danach begaben wir uns auf eine Phantasiereise und versuchten in Gedanken dem Alltag zu entkommen. Das Highlight des Tages bot uns Theos Cousin Felix. Er lebt mit seiner Freundin in einer alternativen Lebensgemeinschaft im Harz. Dort verzichtet er größtenteils auf Elektrizität und fließendes Wasser. Zuvor ist er durch Deutschland gereist und hat unterschiedliche alternative Dörfer kennengelernt, die mit mehreren hundert Einwohnern einen ähnlichen Lebensstil wie er genießen. Sein Bericht war äußerst spannend und hat mir einen Lebensstil gezeigt, mit dem ich mich noch nie auseinander gesetzt habe. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, in einer solchen Gemeinschaft zu leben, aber gut von Felix war, dass er seine Art zu leben nicht jedem aufbinden wollte und andere Meinungen durchaus akzeptierte. Aufgrund des interessanten Vortrags verging der Vormittag wie im Fluge. Nach einer längeren Mittagspause, bei der unter anderem auf dem örtlichen Bolzplatz versucht wurde Fußball zu spielen, haben wir in vierer Gruppen uns mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Die Aufgabe des Spiels war es, so viele Bäume wie möglich auf unserem eigenen Waldgebiet zu fällen, dabei aber gleichzeitig auf die Nachhaltigkeit achten, da jedes Jahr die Anzahl der Restbäume sich verdoppelte. Leichter gesagt als getan, meine Gruppe konnte nicht gerade mit Leistung brillieren, anderen Gruppen fiel diese Aufgabe sehr viel leichter. Nach dem Spiel erfolgte eine kreative Aufgabe. Wir sollten verschiedene Sticker entwerfen, die sich mit Umwelt, Nachhaltigkeit oder Konsum beschäftigen. Nach zwei Stunden wurden die Ergebnisse präsentiert und wir haben die Top 5 gewählt, welche gedruckt und bei unserem Landesaktionstag verwendet sollen. Auch wenn der Tag sich langsam dem Ende neigte, stand noch ein Punkt auf dem Programm: gemeinschaftliches Kochen eines Kesseleintopfes. Dazu wurden Paprika, Kohlrabi, Kartoffeln und Möhren „geschnibbelt“ und mit Linsen verfeinert. Zu guter Letzt wurde der Eintopf mit Curry gewürzt und über dem Lagerfeuer, welches eine andere Gruppe wiederum vorbereitet hatte, in einem großen Kessel erhitzt. Am Lagerfeuer haben wir dann fast alle zusammen gegessen, da es leider ein paar Krankheitsausfälle gab. Der Eintopf hat hervorragend geschmeckt. Wohl gesättigt haben wir den letzten gemeinsamen Abend offiziell mit der Stick-Runde beendet. Das Lagerfeuer brannte weiter bis spät in die Nacht und als es erloschen war, gingen auch die letzten ins Bett.
Freitag:
Aus irgendwelchen Gründen gestaltete sich das Aufstehen am nächsten Morgen schwieriger als zuvor. Bis 9 Uhr mussten wir unsere gemütlichen Zimmer verlassen. Danach haben wir die Woche noch einmal reflektiert und hatten verschiedene Stationen, bei denen wir etwas zu den einzelnen Wochentagen schreiben und kommentieren konnten. Anschließend wurden ein paar organisatorische Dinge geklärt und jeder hatte noch einmal die Möglichkeit, sich zum 3.FÖJ-Seminar zu äußern. In einzelnen Kleingruppen haben wir dann nochmal die Arbeit der Vorbereitungsgruppe von dieser Woche bewertet. Danach hieß es erstmal aufräumen. Erstaunlich, wie viel Schmutz sich in einem Seminarraum in einer Woche sammeln kann. Das Mittagessen sollte uns dann Kraft für die Heimreise geben, aber davor haben wir noch eine letzte Gruppenaktivität durchgeführt und der endgültige Abschluss wurde dann mit einem Gruppenfoto besiegelt. Ich hoffe, ihr hattet alle einen angenehmen Heimweg, manche brauchten nur fünf Minuten nach Hause laufen, andere waren zwei Stunden mit dem Zug unterwegs.Vor meiner ersten Seminarwoche hatte ich keine genauen Vorstellungen, was in dieser Woche passieren sollte, aber ich wurde überwältigt. Von der guten sowie spannenden Programmplanung, den spaßigen Gruppenaktivitäten und den gemeinsamen Abenden. Aber vor allem von den vielen sympathischen Menschen, die ich diese Woche kennenlernen durfte. Ich wünsche euch allen eine angenehme Arbeitszeit und hoffe, dass wir uns alle froh und munter im April wiedersehen, wenn es nach Grüngräbchen geht.
Wenn ihr jetzt auch Lust bekommen habt, auch eine solche spannende Seminarwoche mit Klassenfahrt-Feeling mitzuerleben, bewerbt euch bei der SUA URANIA e.V. für das nächste FÖJ Jahr! Es warten viele tolle Einsatzstellen und spannende Bildungswochen auf euch 🙂
– Michael Fehrmann