Aller guten Dinge sind drei oder „…gerade war doch noch Silvester.“

Am 12. Juni war es soweit, dass 3. und damit auch letzte Gruppensprechertreffen fand in der „Alten Ziegelei“ – Außenstelle des Umweltzentrum Dresdens statt.

Geladen waren nicht nur alle Gruppensprecher aus Sachsen sondern auch zwei FÖJ Trägervertreter und Herr Beyer, Referent im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz. 11301389_948026031930293_1597137708_n
Nachdem wir uns alle gegen 11Uhr versammelt hatten und mit Tee bzw. Kaffee ausgestattet waren, begrüßte uns zu diesem Gruppensprechertreffen Detlef Graupner von der Fachstelle „Engagiert dabei“. Er stellte uns das Programm für den Tag vor und da sich noch nicht alle Anwesenden kannten, gab es eine kurze Vorstellungsrunde.
Nun begann die 1.Arbeitsphase in der wir in Kleingruppen die Landesaktionstage auswerteten. Es gab viel zu berichten, auch wenn seitdem viel passiert war, denn jeder Landesaktionstag war schließlich anders verlaufen.
Mithilfe von Plakaten stellten wir dann den anderen Gruppen unsere Auswertung der LATs vor. Unterteilt war diese in die Vorbereitung, Durchführung und natürlich das Fazit, dass vor allem dem nächsten Jahrgang helfen sollte, es noch besser zu machen.
Im Anschluss daran stärkten wir uns beim Mittagessen und genossen den sonnigen Tag.
Um 13.30Uhr bekamen wir dann eine Führung über das Gelände der Alten Ziegelei, wo bis ins letzte Jahrhundert aus den direkt nebenan liegenden Lehmgruben Lehm gefördert wurde. Heute stehen diese unter hohen Schutz als Flächennaturdenkmal, sodass man sie nur mit Genehmigung des Umweltamtes betreten darf.11349834_948026065263623_164309785_n Außerhalb des Schutzgebietes befindet sich seit 2006 die Außenstelle Prohlis des Umweltzentrums auf dem Gelände der Ziegelei in deren Gebäude wir nach der Besichtigung auch wieder zurückkehrten um in die Arbeitsphase 2 zu starten: Ein Rückblick auf das Jahr.
Ein Rückblick bedeutete in dem Fall sich klar zu machen, dass es nur noch wenige Wochen sein werden bis unser FÖJ vorbei ist. Die Frage, was man alles als Gruppensprecher in diesem Jahr getan hatte, wurde von jedem anders beantwortet. Einige von uns waren erst nachträglich dazu gekommen oder sind sich erst nach und nach ihrer Aufgaben bewusst geworden.
Auch hatten wir festgestellt, dass irgendwann doch die Zeit ziemlich schnell läuft und man irgendwann feststellt: „ …gerade war doch noch Silvester.“
Mit den Ergebnissen der Arbeitsphase 2 wurde dann in der Arbeitsphase 3 weiter gearbeitet in der es um Empfehlungen und Ideen für den kommenden FÖJ Jahrgang ging.
Klar, es geht so gut wie immer besser und somit wollen wir den kommenden FÖJlern helfen aus unseren Fehlern zu lernen. Es wurden viele Vorschläge gesammelt, damit das Sprecheramt im nächsten Jahr noch besser ausgefüllt werden kann.11418586_948026115263618_1898727805_n             11414498_948026101930286_1315080363_n
Wer Zeit und Lust hat, darf dann auch als ehemaliger Sprecher bei der Mitgestaltung für das 1.Gruppensprechertreffen im Jahrgang 2015/2016 mithelfen.
Gegen 17Uhr verabschiedeten wir uns dann Alle vielleicht für immer. 😉

Was ist denn da in der Luft?

Hier kommt ein neuer Einsatzstellenbericht von Caro aus Dresden, die ihr Freiwilliges Jahr beim ERGO Umweltinstitut GmbH verbringt:

Warum ich mich für ein FÖJ entschieden habe, nimmt sich kaum etwas von den Einleitungen der vorherigen Einsatzstellenbeschreiber: Der Geist war schwach (vom Abi) und die Zeit, sich Gedanken um die richtige, lebenswegweisende Entscheidung zu machen, knapp. Also erst mal ein Jahr dran hängen, ein Jahr Urlaub fürs Gehirn, frische Luft und endlich mal wirklich nützlich sein können. Das war‘s Ziel – und die ERGO Umweltinstitut GmbH die einzig freie Stelle auf meiner Wunschliste für das FÖJ in Sachsen.
Das Institut setzt sich aus vier Abteilungen zusammen. Da wäre zum einen die Abteilung Naturschutz. Dann das Labor, welches ein breites Spektrum von Analysen organischer und anorganischer Proben der eigenen Firma und natürlich Fremdfirmen anbietet. Anschließend die Altlasten, die viel mit Bodenproben und den „gröberen, schmutzigeren Arbeiten“ zu tun haben. Und zu guter Letzt die Abteilung der Luftreinhaltung (meine Einsatzstelle), die sich ganz der Arbeit mit gas- und partikelförmigen Emissionen und Immissionen verschrieben hat. In den letzten drei Abteilungen wird auch jeweils eine FÖJ-Stelle angeboten, die dieses Jahr jedoch nur in Labor und Luftreinhaltung vergeben wurden.3
Und wenn man sich für ein FÖJ entscheidet, dann will man ja auch was mit Natur zu tun haben. Doch was hat dieses augenscheinlich stark mit Naturschutz in Verbindung stehende Umweltinstitut nun eigentlich mit RICHTIGER Natur zu tun?
Eigentlich nicht viel. Es handelt sich hierbei um eine Einsatzstelle, die dem technischen Umweltschutz bei der LANU zugeschrieben wurde und sich selbst auch eher als Bestandteil der mittelständigen Wirtschaftsunternehmen zurechnet, als irgendwelchen Umweltschutzprogrammen. So ganz ist der Umweltschutz zwar nicht von der Hand zu weisen, jedoch (und das sage ich mit besonderem Augenmerk auf die Luftreinhaltung) sind wir eher der passive, rückläufig kontrollierende Bestandteil in der Umweltschutzkette, der immer mal guckt, dass auch alle Spielregeln noch eingehalten werden.
Was einige Öko-Hippies und Naturfreaks gleich wieder von dieser Einsatzstelle hätte abrücken lassen, kam mir erst mal ganz gelegen: Über die Wintermonate werde ich mich hier nicht langweilen. Die Arbeit bei ERGO in der Luftreinhaltung ist sehr abwechslungsreich, da man als Hilfskraft sowie den Innendienst als auch die Mitwirkung bei Messungen abdeckt.
Innendienst ist nichts weiter als Büroarbeit (Messberichte kopieren/binden, Archiv, Akten), Messvorbereitung (Geräte und Chemikalien für die Messung bereitstellen) und Messnachbereitung (ALLE jemals in der Messung benutzte Geräte säubern, ordentlich ins Lager zurückführen etc.). Wenn man schon über einen Führerschein verfügt (was sehr erwünscht ist), ist es möglich, immer mal in Dresden und auch außerhalb mit den Dienstwagen sog. „Dienstfahrten“ zu erledigen. Dienstfahrten sind schon etwas Besonderes, denn man kann einfach dem Trott im Innendienst entfliehen, seine topografischen Kenntnisse von Sachsen, Thüringen oder Brandenburg auffrischen und man hat endlich mal seine Ruhe. Denn auf eine ruhige Arbeitszeit kann man in dieser Einsatzstelle nur zu Feiertagen, wenn alle zuhause sind, hoffen. Ständig wuselt, schiebt und räumt jemand irgendetwas irgendwo rum, hier telefoniert jemand mit Anlagenbetreibern, alle tippen fleißig – aber nicht unbedingt stumm – ihre Messberichte in die Computer und in der Abteilungsleitung werden lautstark ineffiziente Vorgehensweisen diskutiert.
Da kann man sich glücklich schätzen, mit dem Auto unterwegs oder auf Messung zu sein. Denn dort ist quasi das Gegenteil der Fall.
Und wer nicht weiß, was eine „Messung“ sein soll, kann sich ja folgendes bildlich vorstellen: Jeder von uns ist schon einmal an einem Industriepark mit hohen Schornsteinen vorbeigefahren, aus denen große weiße Wolken aufstiegen.
So, und das ERGO-Umweltinstitut, beschäftigt sich genauer damit, was die Betreiber dieser Anlagen dort in die Luft pusten. Die Abteilung der Luftreinhaltung ist hauptsächlich mit Emissionsmessungen an genau solchen Industrieparks, mal groß, mal klein, beschäftigt.
Da die Betreiber von Emissionsanlagen, genauso wie Autofahrer in Umweltzonen von Städten, gesetzlich dazu verpflichtet sind, bestimmte Grenzwerte der Stoffe in ihren Abgasen einzuhalten, müssen sie in bestimmten Zyklen eine sog. Messfirma, also die Abteilung Luftreinhaltung von ERGO, kommen und deren Werte überprüfen lassen. Ingenieure, Techniker und Hilfskräfte (Studenten+FÖJ) stellen mit jeweils geeigneter Messtechnik bis auf Mikrogramm genau die Konzentrationen von Stoffen, die in Verbindung mit Wasser keine gesundheitsfördernden Verbindungen eingehen oder von vornherein als giftig bzw. umweltverunreinigend eingestuft werden, in den zu bewertenden Emissionen fest. Je nach Ergebnis muss der Kunde reagieren.
Kunden des Instituts, also Betriebe die durch uns „bemessen“ werden, sind sehr vielschichtig. Es zählen BHKWs (Stadtwerke, Krankenhäuser,…), alle möglichen Verbrennungsanlagen (Tierkörperbeseitigung, Krematorien, …), Deponien und auch Produktionsbetriebe (Lebens- und Genussmittel, Technologie, Metallbau, Raffinerien etc.) dazu.
Durch zusätzlich gelegentlich anfallende olfaktometrische Messungen, also sog. Geruchsmessungen, erweitert sich das Spektrum der bemessenen Betriebe erheblich. Viele Firmen arbeiten mit oder erzeugen geruchsintensive Produkte bzw. Dämpfe, die über Absaugungen und Kanäle aus dem Betrieb geschleust werden und so die Umgebung mit ihren Anwohnern belästigen. Durch Katalyse und Verdünnung dieser Dämpfe kann auch eine Minderung des Geruchs erzielt werden und um diese Verdünnungsstufen zu erfassen, müssen eben jene olfaktometrischen Messungen stattfinden. Dazu sitzen vier eignungsgeprüfte Probanden mit durchschnittlichem Riechvermögen vor einem Olfaktometer (siehe Bild) und „verriechen“ Geruchsproben. 1Was einem da unter die Nase kommt, reicht von Schweinemast, Biofiltern oder Tabakfabriken bis hin zu Autoreifenherstellern.
Und genau diese Abwechslung, die bei ERGO den Alltag bestimmt, ist es, was mich an der Einsatzstelle begeistert. Wer kann schon behaupten, dass er auch nur in einem der oben genannten Betriebe hinter die Kulissen – und damit auch in die „ungeschminkten“ Bereiche – gucken konnte? Dass man genau weiß, wie viel Wasserstoffperoxid bei der Erfassung von Schwefel in Emissionen notwendig ist? Oder dass man vor lauter Aufgaben und Hin- und Herrennerei im Innendienst fast der Verzweiflung nahe steht – eine Woche später auf Messung sich aber unsicher ist, wie viele Bücher man zum Lesen mit einpacken soll?
Am Ende des Jahres kann man auf jeden Fall auf viele Erfahrungen und besondere Erlebnisse zurückblicken, die es sich lohnen, das FÖJ gemacht zu haben. Denn nur dadurch bekommt man nach 12 Jahren Schule mit, was es heißt, sich ein Jahr lang für etwas, das einen wirklich interessiert, zu engagieren, seine Kräfte sinnvoll einzusetzen und ein Teil von einem Team zu sein, das durch die eigene Unterstützung noch bessere Arbeit abliefern kann.

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Beispiel für Emissionen (PCK Schwedt) ; Bildquelle: http://www.fotos-aus-der-luft.de/luftbild/24816-3/PCK_Raffinerie_09